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📦 Lernfeld 7

Waren annehmen, lagern und pflegen

Übersicht

Nach der Bestellung müssen die Waren professionell angenommen, gelagert und gepflegt werden. Eine effiziente Lagerhaltung ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg eines Handelsunternehmens. In diesem Lernfeld lernst du alle wichtigen Aspekte der Warenannahme, Lagerorganisation und Warenpflege kennen.

🎯 Lernziele

  • Warenlogistik verstehen und organisieren
  • Warenannahme ordnungsgemäß durchführen
  • Pflichtverletzungen des Lieferants erkennen und Rechte geltend machen
  • Lagerhaltung effizient organisieren
  • Warenpflege im Lager und Verkaufsraum durchführen
  • Bestandsoptimierung erreichen
  • Inventur und Warenbewertung durchführen
  • Sicherheit und Umweltschutz im Lager gewährleisten

1. Warenannahme

1.1 Warenlogistik - mehr als Transport von A nach B

Warenlogistik umfasst alle Prozesse rund um den Warenfluss:

🚚 Aufgaben der Warenlogistik

  • Beschaffungslogistik: Transport vom Lieferanten zum Händler
  • Lagerlogistik: Optimale Lagerung und Verwaltung
  • Distributionslogistik: Verteilung an Filialen oder Kunden
  • Entsorgungslogistik: Rücknahme und Entsorgung

Ziele der Warenlogistik:

1.2 Wareneingang

Der Wareneingang ist der erste kritische Punkt in der Lagerkette:

📋 Annahmeprüfung

Kontrolle von Lieferschein, Bestellung und physischer Ware

📦 Mengenprüfung

Stimmt die gelieferte Menge mit der Bestellung überein?

🔍 Qualitätsprüfung

Sind die Waren unbeschädigt und in einwandfreiem Zustand?

📝 Dokumentation

Erfassung aller Wareneingänge im System

1.2.1 Vorgehensweise bei der Warenannannahme

Schritt-für-Schritt-Ablauf bei der Warenannahme:

✅ Checkliste Warenannahme

  1. Lieferschein entgegennehmen und mit Bestellung abgleichen
  2. Äußere Prüfung: Verpackung auf Beschädigungen kontrollieren
  3. Mengenkontrolle: Anzahl der Packstücke zählen
  4. Identitätsprüfung: Artikelnummern mit Bestellung vergleichen
  5. Qualitätsprüfung: Stichproben auf Mängel untersuchen
  6. Bei Mängeln: Vorbehaltvermerk auf Lieferschein
  7. Lieferschein unterschreiben (mit oder ohne Vorbehalt)
  8. Buchung im Warenwirtschaftssystem
  9. Einlagerung der Ware

1.2.2 Erfassung des Wareneingangs

Moderne Erfassungsmethoden:

1.2.3 Warenerfassung mit einem Warenwirtschaftssystem

Vorteile der digitalen Warenerfassung:

1.2.4 Elektronischer Geschäftsverkehr (EDI)

Electronic Data Interchange (EDI) ermöglicht den automatisierten Datenaustausch:

💻 Was ist EDI?

EDI ist der elektronische Austausch von Geschäftsdokumenten zwischen Computersystemen verschiedener Unternehmen in einem standardisierten Format.

Vorteile:

  • Schnellere Abwicklung von Bestellungen
  • Reduzierung von Fehlerquellen
  • Kostenersparnis durch Automatisierung
  • Papierlose Kommunikation
  • Direkte Integration in Warenwirtschaftssysteme

Typische EDI-Dokumente:

  • Bestellungen
  • Auftragsbestätigungen
  • Lieferscheine
  • Rechnungen

2. Pflichtverletzungen des Lieferanten bei der Erfüllung von Kaufverträgen

2.1 Mangelhafte Warenlieferung (Schlechtleistung)

Eine mangelhafte Lieferung liegt vor, wenn die gelieferte Ware nicht der vereinbarten Qualität entspricht.

⚠️ Arten von Mängeln

  • Sachmangel: Ware entspricht nicht der Beschreibung, hat Fehler oder fehlerhafte Montage/Anleitung
  • Rechtsmangel: Rechte Dritter an der Ware (z.B. noch nicht abbezahlt)

2.1.1 Arten der Sachmängel

Verschiedene Erscheinungsformen von Sachmängeln:

🔴 Offene Mängel

Sichtbare Mängel, die bei normaler Prüfung erkennbar sind (z.B. Kratzer, Dellen)

🔎 Versteckte Mängel

Mängel, die erst bei genauer Untersuchung erkennbar sind (z.B. fehlerhafte Elektronik)

⚙️ Funktionsmängel

Ware funktioniert nicht wie vorgesehen (z.B. defektes Gerät)

📝 Beschaffenheitsmängel

Ware weicht von vereinbarter Beschaffenheit ab (z.B. falsche Größe, Material)

2.1.2 Mängel nach der Erkennbarkeit

2.1.3 Fristen zur Wahrung der Rechte des Käufers bei Schlechtleistung

Wichtige Fristen im Kaufrecht:

⏰ Rügefristen

Im Handelskauf (beide Parteien sind Kaufleute):

  • Untersuchungspflicht: Unverzüglich nach Erhalt prüfen
  • Rügepflicht: Offene Mängel unverzüglich rügen (ohne schuldhaftes Zögern)
  • Versteckte Mängel: Unverzüglich nach Entdeckung rügen
  • Folge bei versäumter Rüge: Ware gilt als genehmigt, Gewährleistung entfällt!

Im BGB-Kauf:

  • Keine spezielle Rügepflicht
  • Gewährleistung: 2 Jahre ab Übergabe
  • Verjährungsfrist kann vertraglich nicht zum Nachteil des Verbrauchers verkürzt werden

2.1.4 Form und Inhalt einer Mängelrüge

Eine ordnungsgemäße Mängelrüge sollte enthalten:

2.1.5 Rechte des Käufers im Überblick

Bei mangelhafter Lieferung hat der Käufer folgende Rechte:

⚖️ Gewährleistungsrechte

Primäre Rechte (Nacherfüllung):

  1. Nachbesserung: Reparatur der mangelhaften Ware
  2. Nachlieferung: Lieferung mangelfreier Ware

Der Verkäufer kann zwischen Nachbesserung und Nachlieferung wählen.

Sekundäre Rechte (nach erfolgloser Nacherfüllung):

  • Rücktritt: Vertrag rückgängig machen, Ware zurückgeben, Geld zurück
  • Minderung: Kaufpreis reduzieren, Ware behalten
  • Schadensersatz: Ersatz weiterer Schäden verlangen

2.1.6 Erläuterungen zu den gesetzlichen Gewährleistungsansprüchen

Detaillierte Erklärung der einzelnen Rechte:

Nacherfüllung:

Rücktritt:

Minderung:

2.2 Lieferungsverzug (Nicht-Rechtzeitig-Lieferung)

Lieferungsverzug liegt vor, wenn der Verkäufer die Ware nicht zum vereinbarten Termin liefert.

⏱️ Voraussetzungen für Lieferungsverzug

  • Fälligkeit der Leistung (Liefertermin ist erreicht)
  • Mahnung des Käufers ODER
  • Festtermingeschäft (Fixgeschäft) - keine Mahnung nötig
  • Vertretenmüssen des Verkäufers (nicht bei höherer Gewalt)

2.2.1 Häufige Ursachen für den Lieferungsverzug

2.2.2 Voraussetzungen des Lieferungsverzugs

Der Verkäufer kommt automatisch in Verzug, wenn:

2.2.3 Rechte des Käufers bei Lieferungsverzug

⚖️ Rechte bei Verzug

  1. Mahnung: Schriftliche Aufforderung zur Lieferung
  2. Nachfrist setzen: Angemessene Frist zur Nachlieferung (z.B. 14 Tage)
  3. Nach Fristablauf:
    • Rücktritt vom Vertrag
    • Schadensersatz statt der Leistung
    • Deckungskauf (Ware woanders kaufen, Mehrkosten vom Lieferanten)
  4. Bei Fixgeschäft: Sofortiger Rücktritt ohne Nachfrist möglich

2.2.4 Bestimmung des Verzugsschadens

Welche Schäden kann der Käufer geltend machen?

3. Lagerhaltung

3.1 Aufgaben der Lagerhaltung

Das Lager erfüllt wichtige Funktionen im Handelsbetrieb:

📦 Sicherungsfunktion

Schutz vor Lieferengpässen und Absatzschwankungen

⚖️ Ausgleichsfunktion

Ausgleich zwischen Beschaffung und Absatz

🔄 Umformungsfunktion

Umpacken, Sortieren, Kommissionieren

💰 Spekulationsfunktion

Preisvorteile durch Vorratskäufe nutzen

3.2 Warenlagerung außerhalb des Verkaufsraumes

Verschiedene Lagerarten je nach Bedarf:

3.2.1 Reservelager

Lagerung von Reservebeständen für den Verkaufsraum:

3.2.2 Zentrallager und Warenverteilzentren

Große zentrale Lager für Filialversorgung:

3.2.3 Efficient Consumer Response (ECR) - Kundennutzen steigern und Kosten senken

🎯 ECR-Konzept

ECR ist eine Strategie, bei der Hersteller und Händler zusammenarbeiten, um:

  • Kosten zu senken
  • Effizienz zu steigern
  • Kundennutzen zu erhöhen

Kernelemente:

  • Efficient Replenishment: Automatische Nachbestellung
  • Efficient Assortment: Optimales Sortiment
  • Efficient Promotion: Effiziente Verkaufsförderung
  • Efficient Product Introduction: Schnelle Produkteinführung

3.2.4 Lagerorganisation in Reserve- und Zentrallagern

Organisationsprinzipien im Lager:

3.2.5 Lagereinrichtung

Verschiedene Lagersysteme:

📚 Fachbodenregale

Klassische Regale für Kleinteile und mittelschwere Waren

🏗️ Palettenregale

Für palettierte Waren, per Stapler bedienbar

🏢 Hochregallager

Automatisierte Lager bis 40m Höhe, maximale Raumnutzung

📦 Blocklagerung

Direkte Stapelung ohne Regale, für gleichartige Waren

3.2.6 Hilfsmittel für Lagerarbeiten

3.2.7 Anforderungen an eine warengerechte Lagerhaltung

✅ Lagerbedingungen

  • Temperatur: Kühlware, Normaltemperatur, Tiefkühl
  • Luftfeuchtigkeit: Trockene Lagerung für empfindliche Waren
  • Lichtschutz: Lichtempfindliche Produkte dunkel lagern
  • Hygiene: Lebensmittel getrennt von Chemikalien
  • Sicherheit: Diebstahlschutz bei Wertartikeln
  • FIFO-Prinzip: First In, First Out - älteste Ware zuerst verkaufen

3.3 Warenlagerung im Verkaufsraum

3.3.1 Der Verkaufsraum (Outlet) als Ort der Warenlagerung

Der Verkaufsraum dient gleichzeitig als Präsentations- und Lagerfläche:

3.3.2 Verkaufsaktive Ladengestaltung und Warenpräsentation

Gestaltungsprinzipien für mehr Umsatz:

🎨 Visual Merchandising

  • Blickfang schaffen: Eyecatcher an prominenten Stellen
  • Raumaufteilung: Laufwege so gestalten, dass Kunden viel sehen
  • Sortimentsplatzierung: Wichtige Artikel auf Augenhöhe
  • Aktionsware: Sonderangebote gut sichtbar platzieren
  • Quengelzone: Kassenbereich für Impulskäufe nutzen
  • Warenträger: Passende Regale, Displays, Ständer wählen

4. Warenpflege im Lager und Verkaufsraum

4.1 Warenpflege vor dem Verkauf

Maßnahmen zur Werterhaltung der Ware:

4.2 Warenpflege beim Verkauf

Auch während des Verkaufsprozesses ist Warenpflege wichtig:

5. Bestandsoptimierung in der Lagerhaltung

5.1 Wirtschaftliche Lagerhaltung durch Kostenkontrolle

Lagerkosten im Griff behalten:

💰 Lagerkosten

Lagerkosten setzen sich zusammen aus:

  • Raumkosten: Miete, Abschreibung, Heizung, Beleuchtung
  • Personalkosten: Löhne für Lagermitarbeiter
  • Kapitalkosten: Zinsen für gebundenes Kapital
  • Betriebskosten: Energie, Versicherung, Instandhaltung
  • Risikokosten: Schwund, Verderb, Veralterung

Lagerkostensatz:

Der Lagerkostensatz gibt an, wie viel Prozent des Warenwerts die jährliche Lagerung kostet (typisch: 15-25%).

5.2 Lagerkontrolle

Regelmäßige Überwachung der Lagerbestände:

Umschlagshäufigkeit:

Umschlagshäufigkeit = Jahresumsatz (zu Einstandspreisen) / Durchschnittlicher Lagerbestand

Je höher, desto besser! Bedeutet: Kapital ist nicht lange gebunden.

6. Inventur und Warenbewertung

6.1 Inventur

Die Inventur ist die körperliche Bestandsaufnahme aller Vermögensgegenstände und Schulden eines Unternehmens.

📋 Zweck der Inventur

  • Ermittlung des tatsächlichen Bestands
  • Grundlage für die Bilanz
  • Aufdeckung von Inventurdifferenzen (Schwund, Diebstahl)
  • Kontrolle des Warenwirtschaftssystems

Inventurarten:

6.2 Warenbewertung

Nach der Inventur müssen die Waren bewertet werden:

💶 Bewertungsgrundsätze

  • Anschaffungskosten: Einkaufspreis + Bezugskosten
  • Niederstwertprinzip: Bei gesunkenem Marktwert niedriger bewerten
  • Einzelbewertung: Jede Ware einzeln bewerten
  • Gruppenbewertung: Gleichartige Waren zusammenfassen

6.3 Inventurdifferenzen

Abweichungen zwischen Soll (Buchbestand) und Ist (Zählbestand):

6.3.1 Ursachen für Inventurdifferenzen

6.3.2 Diebstahlschutz im Lager

Maßnahmen gegen Warendiebstahl:

6.3.3 Warensicherung zur Vermeidung von Diebstählen

📡 Elektronische Warensicherung

EAS-Systeme mit Alarmsicherung am Ausgang

📹 Videoüberwachung

Abschreckung und Aufklärung von Diebstählen

👮 Ladendetektive

Geschultes Personal zur Diebstahlprävention

🏷️ RFID-Technologie

Moderne Funkchips zur Warenverfolgung

6.4 Inventur mit einem Warenwirtschaftssystem

Vorteile der digitalen Inventur:

7. Sicherheit und Umweltschutz im Lager

7.1 Sicherheit im Lager

Arbeitsschutz und Unfallverhütung sind Pflicht:

⚠️ Sicherheitsmaßnahmen

  • Persönliche Schutzausrüstung: Sicherheitsschuhe, Warnweste, Helm
  • Verkehrswege: Freihalten, markieren
  • Regalsicherheit: Regelmäßige Prüfung, Ladungssicherung
  • Brandschutz: Feuerlöscher, Brandschutztüren, Fluchtpläne
  • Gefahrstoffe: Kennzeichnung, sichere Lagerung
  • Staplerschein: Nur ausgebildete Personen fahren Stapler
  • Unterweisung: Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter

7.2 Umweltschutz im Lager

Nachhaltigkeit auch im Lager umsetzen:

🎯 Zusammenfassung Lernfeld 7

Du hast umfassendes Wissen über Warenannahme, Lagerung und Warenpflege erworben:

📦 Warenannahme

Professionelle Prüfung und Erfassung von Wareneingängen mit modernen Systemen

⚖️ Mängelrüge

Rechte bei mangelhafter Lieferung oder Lieferungsverzug geltend machen

🏢 Lagerorganisation

Effiziente Lagerung außerhalb und innerhalb des Verkaufsraums

✨ Warenpflege

Werterhaltung durch sachgerechte Lagerung und Pflege

📊 Inventur

Bestandsaufnahme und Warenbewertung zur Bilanzerstellung

🔒 Sicherheit

Arbeitsschutz und Umweltschutz im Lager gewährleisten

💡 Praxistipp

Eine professionelle Lagerhaltung ist das Rückgrat des Einzelhandels. Moderne Warenwirtschaftssysteme, effiziente Prozesse und geschultes Personal sind die Erfolgsfaktoren. Achte immer auf die Einhaltung von Rügefristen und dokumentiere Mängel sorgfältig, um deine Rechte zu wahren!

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