Übersicht
Die Kasse ist oft der letzte Kontaktpunkt zwischen Kunde und Geschäft. In diesem Lernfeld lernst du alles Wichtige über Kassensysteme, Zahlungsarten, rechtliche Grundlagen und den professionellen Umgang mit Kunden an der Kasse.
🎯 Lernziele
- Kassensysteme bedienen und Kassenabrechnung durchführen
- Verschiedene Zahlungsarten kennen und akzeptieren
- Rechtliche Grundlagen im Kassenbereich verstehen
- Kaufverträge und Rechtsgeschäfte erklären
- Reklamationen und Umtausch professionell bearbeiten
- Kaufmännisches Rechnen anwenden
1. Service an der Kasse
1.1 Anforderungen beim Kassieren
Als Kassenkraft bist du das Aushängeschild des Unternehmens. Professioneller Service an der Kasse ist entscheidend für die Kundenzufriedenheit.
✅ Wichtige Anforderungen
- Freundlichkeit: Begrüße jeden Kunden freundlich und lächle
- Schnelligkeit: Arbeite zügig, aber sorgfältig
- Genauigkeit: Vermeide Fehler beim Scannen und Kassieren
- Konzentration: Bleibe aufmerksam, auch bei Routinearbeiten
- Ehrlichkeit: Gehe verantwortungsvoll mit Geld um
- Geduld: Nimm dir Zeit für Fragen und Probleme
1.2 Kundenkontakt im Kassenbereich
Der Kassenbereich ist ein wichtiger Touchpoint im Einzelhandel.
1.2.1 Kasse als Info-Theke
Die Kasse dient nicht nur zum Bezahlen, sondern auch als Informationspunkt:
- Auskunft über Produkte und deren Standorte
- Information über Öffnungszeiten und Services
- Hinweise auf Sonderangebote und Aktionen
- Annahme von Kundenanliegen und Weiterleitung
1.2.2 Kasse als Ort des Kaufabschlusses und der Verabschiedung
Die Kasse ist der Abschluss des Einkaufserlebnisses:
- Positiver Abschluss: "Vielen Dank für Ihren Einkauf!"
- Zusatzverkäufe: Hinweis auf Zusatzartikel im Kassenbereich
- Treueprogramme: Kundenkarte anbieten oder Punkte gutschreiben
- Freundliche Verabschiedung: "Einen schönen Tag noch!"
1.2.3 Kasse als Anlaufpunkt für Umtausch und Kundenbeschwerden
Häufig wenden sich Kunden mit Reklamationen an die Kasse:
- Umtausch defekter oder falscher Ware
- Erstattung bei Retouren
- Beschwerden über Service oder Produkte
- Fragen zu Garantie und Gewährleistung
2. Rechtliche Grundtatbestände
2.1 Rechtsfähigkeit natürlicher und juristischer Personen
Nicht jeder kann rechtswirksam Verträge abschließen. Unterscheide zwischen:
👤 Natürliche Personen
Menschen mit Rechtsfähigkeit ab Geburt. Geschäftsfähigkeit abhängig vom Alter.
🏢 Juristische Personen
Unternehmen, Vereine, Stiftungen - rechtlich selbstständige Organisationen.
2.2 Geschäftsfähigkeit
Die Geschäftsfähigkeit regelt, wer rechtswirksam Verträge abschließen kann:
📊 Stufen der Geschäftsfähigkeit
- Geschäftsunfähig (0-6 Jahre): Können keine wirksamen Verträge abschließen
- Beschränkt geschäftsfähig (7-17 Jahre): Können mit Zustimmung der Eltern oder im Rahmen des Taschengeldparagrafen kaufen
- Voll geschäftsfähig (ab 18 Jahre): Können unbeschränkt Verträge abschließen
3. Rechtsgeschäfte
3.1 Zustandekommen und Arten der Rechtsgeschäfte
Ein Rechtsgeschäft entsteht durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen: Angebot und Annahme.
3.2 Vertragsfreiheit und ihre Grenzen
3.2.1 Grundsatz der Vertragsfreiheit
In Deutschland herrscht grundsätzlich Vertragsfreiheit - jeder kann frei entscheiden:
- Abschlussfreiheit: Mit wem schließe ich einen Vertrag?
- Inhaltsfreiheit: Was wird vereinbart?
- Formfreiheit: Mündlich oder schriftlich?
3.2.2 Formvorschriften für Rechtsgeschäfte
Manche Verträge benötigen eine bestimmte Form:
- Schriftform: Mietverträge über 1 Jahr
- Notarielle Beurkundung: Immobilienkauf, Erbverträge
- Textform: Widerrufsbelehrungen bei Online-Käufen
3.2.3 Nichtigkeit von Rechtsgeschäften
Ein Vertrag ist nichtig, wenn:
- Er gegen gesetzliche Verbote verstößt
- Er sittenwidrig ist
- Eine geschäftsunfähige Person ihn abgeschlossen hat
- Beide Parteien sich über wesentliche Punkte geirrt haben
3.2.4 Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften
Verträge können angefochten werden bei:
- Irrtum: Versprechen, Verschreiben bei wichtigen Punkten
- Täuschung: Vorsätzliche Falschinformation
- Drohung: Vertrag unter Zwang geschlossen
3.2.5 Allgemeine Geschäftsbedingungen und Verbrauchsgüterkauf
AGB sind vorformulierte Vertragsbedingungen. Sie müssen:
- Vor Vertragsschluss verfügbar sein
- Klar und verständlich formuliert sein
- Keine überraschenden oder unangemessenen Klauseln enthalten
4. Kaufvertrag beim Warenverkauf
4.1 Zustandekommen eines Kaufvertrags
Ein Kaufvertrag kommt durch Angebot und Annahme zustande:
🤝 Ablauf
- Angebot: Kunde legt Ware auf den Kassentresen
- Annahme: Kassenkraft nimmt das Angebot durch Scannen/Eintippen an
- Vertragsschluss: Kaufvertrag ist geschlossen
- Erfüllung: Bezahlung und Warenübergabe
4.2 Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäft am Beispiel des Kaufvertrags
Man unterscheidet zwischen:
- Verpflichtungsgeschäft: Der Kaufvertrag selbst (Einigung über Kauf)
- Erfüllungsgeschäft: Übergabe der Ware und Zahlung des Kaufpreises
5. Besitz und Eigentum
Wichtige Unterscheidung im Handelsrecht:
🤲 Besitz
Tatsächliche Herrschaft über eine Sache. Wer etwas in der Hand hält, besitzt es.
📜 Eigentum
Rechtliche Zuordnung einer Sache. Eigentümer kann über die Sache verfügen.
Beispiel: Ein Mieter besitzt die Wohnung, aber der Vermieter ist Eigentümer.
6. Zahlungsarten beim Warenverkauf
6.1 Zeitpunkt der Bezahlung
Im Einzelhandel erfolgt die Zahlung in der Regel sofort beim Kauf (Barzahlung, Kartenzahlung).
6.2 Barzahlung
Die klassische Zahlungsart mit Bargeld:
💶 Vorteile
- Sofortige Zahlung ohne Ausfallrisiko
- Keine Transaktionsgebühren
- Anonym für den Kunden
⚠️ Nachteile
- Diebstahlrisiko
- Zählaufwand
- Wechselgeld bereithalten
6.3 Bargeldlose Zahlung mit Überweisung und Lastschrift
Überweisung und Lastschrift werden hauptsächlich im Online-Handel genutzt:
- Überweisung: Kunde überweist Betrag auf Konto des Händlers
- Lastschrift: Händler zieht Betrag vom Kundenkonto ein
6.4 Bargeldlose Zahlung mit kartengesteuerten Zahlungssystemen
💳 Girocard (EC-Karte)
Deutsche Debitkarte. Zahlung wird direkt vom Girokonto abgebucht.
💳 Kreditkarte
Visa, Mastercard etc. Zahlung erfolgt auf Kreditbasis, Abrechnung später.
📱 Kontaktlos/NFC
Schnelle Zahlung durch Auflegen der Karte oder des Smartphones.
📱 Mobile Payment
Apple Pay, Google Pay - Zahlung mit dem Smartphone.
7. Kassensystem und Kassieren
7.1 Kassensysteme
Moderne Kassensysteme sind weit mehr als nur Registrierkassen:
🖥️ Funktionen moderner Kassensysteme
- Barcode-Scanner: Schnelles Erfassen von Artikeln
- Warenwirtschaft: Automatische Bestandsführung
- Kundenverwaltung: Treueprogramme und Kundendaten
- Statistiken: Umsatzauswertungen und Verkaufsanalysen
- Schnittstellen: Anbindung an Buchhaltung und Online-Shop
7.2 Kassenorganisation
Eine gute Kassenorganisation ist wichtig für effizienten Betrieb:
- Kassenwechsel: Wechselgeld zu Schichtbeginn
- Kassenführung: Ordnungsgemäße Dokumentation aller Vorgänge
- Kassenaufsicht: Kontrolle durch Filialleitung
- Kassenverantwortung: Jede Kassenkraft haftet für ihre Kasse
8. Kassenabrechnung
8.1 Bedeutung von Belegen
Belege sind wichtige Dokumente:
- Kassenbon: Nachweis für den Kunden
- Kassenjournal: Dokumentation aller Kassenvorgänge
- Z-Bon: Tagesabschluss mit Gesamtumsatz
8.2 Belegarten
Verschiedene Belege im Kassenbereich:
- Verkaufsbeleg: Normaler Kassenbon
- Stornobeleg: Rückgängig gemachte Buchung
- Retoure-Beleg: Rückgabe von Waren
- Gutschein: Wertgutschein oder Rabattgutschein
8.3 Umsatzsteuer beim Warenverkauf
Die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) muss auf jedem Kassenbon ausgewiesen werden:
📊 Steuersätze
- 19% Regelsteuersatz: Die meisten Waren
- 7% ermäßigter Steuersatz: Lebensmittel, Bücher, Zeitungen
8.4 Kassenkontrolle und Kassenabrechnung
Am Ende jeder Schicht erfolgt die Kassenabrechnung:
- Z-Bon ziehen: Tagesabschluss mit Gesamtumsatz
- Bargeld zählen: Alle Scheine und Münzen zählen
- Vergleich: Ist-Bestand mit Soll-Bestand vergleichen
- Differenzen klären: Überschuss oder Fehlbetrag dokumentieren
- Einzahlung: Tageseinnahmen in Tresor oder zur Bank
9. Kasse und Warenwirtschaftssystem
9.1 Grundlagen der computergestützten Warenwirtschaft
Moderne Kassensysteme sind mit dem Warenwirtschaftssystem verbunden:
🔗 Vorteile der Integration
- Automatische Bestandsführung: Verkäufe werden sofort vom Lagerbestand abgezogen
- Bestellvorschläge: System meldet, wenn Ware nachbestellt werden muss
- Preisänderungen: Zentrale Pflege von Preisen
- Statistiken: Welche Artikel verkaufen sich gut?
9.2 Verkaufsdatenerfassung
Jeder Verkauf wird im System erfasst und liefert wertvolle Daten:
- Welche Artikel wurden wann verkauft?
- Zu welchem Preis?
- Welche Zahlungsart wurde genutzt?
- Gibt es saisonale Schwankungen?
9.3 Verkaufsdatenauswertung
Die gesammelten Daten helfen bei wichtigen Entscheidungen:
- Sortimentsplanung: Welche Produkte ins Sortiment aufnehmen?
- Bestellmengen: Wie viel Ware nachbestellen?
- Personalplanung: Wann werden mehr Kassierer benötigt?
- Marketingmaßnahmen: Welche Aktionen sind erfolgreich?
10. Kaufmännisches Rechnen – Grundlagen und Training
10.1 Dreisatz
Der Dreisatz ist eine wichtige Rechenmethode im Einzelhandel:
10.1.1 Dreisatz mit geradem Verhältnis
Beispiel: 3 kg Äpfel kosten 6 €. Was kosten 5 kg?
Lösung:
- 3 kg → 6 €
- 1 kg → 2 € (6 € ÷ 3)
- 5 kg → 10 € (2 € × 5)
10.1.2 Dreisatz mit ungeradem Verhältnis
Beispiel: 4 Arbeiter brauchen 12 Tage. Wie lange brauchen 6 Arbeiter?
Lösung:
- 4 Arbeiter → 12 Tage
- 1 Arbeiter → 48 Tage (12 × 4)
- 6 Arbeiter → 8 Tage (48 ÷ 6)
10.2 Durchschnittsrechnen
Berechnung von Durchschnittswerten:
Formel: Durchschnitt = Summe aller Werte ÷ Anzahl der Werte
Beispiel: Tagesumsätze: 500 €, 600 €, 450 €
Durchschnitt: (500 + 600 + 450) ÷ 3 = 516,67 €
10.2.1 Einfacher Durchschnitt
Alle Werte werden gleich gewichtet.
10.2.2 Gewogener Durchschnitt
Verschiedene Werte werden unterschiedlich gewichtet:
Beispiel: 10 Artikel à 5 € und 5 Artikel à 8 €
Durchschnittspreis: (10×5 + 5×8) ÷ 15 = 5,67 €
10.3 Prozentrechnen
Wichtig für Rabatte, Aufschläge und Steuern.
10.3.1 Einführung in die Prozentrechnung
Prozent bedeutet "von Hundert". 50% = 50/100 = 0,5
10.3.2 Berechnung des Prozentwertes
Formel: Prozentwert = Grundwert × Prozentsatz ÷ 100
Beispiel: 20% Rabatt auf 50 €
Rabatt: 50 € × 20 ÷ 100 = 10 €
10.3.3 Berechnung des Prozentsatzes
Formel: Prozentsatz = Prozentwert × 100 ÷ Grundwert
Beispiel: 15 € Rabatt bei 75 € Grundwert
Prozentsatz: 15 × 100 ÷ 75 = 20%
10.3.4 Berechnung des Grundwertes
Formel: Grundwert = Prozentwert × 100 ÷ Prozentsatz
Beispiel: 12 € sind 15% Rabatt
Grundwert: 12 × 100 ÷ 15 = 80 €
10.3.5 Prozentrechnung vom vermehrten Grundwert (auf Hundert)
Wenn der Endpreis inklusive Aufschlag gegeben ist:
Beispiel: Verkaufspreis 119 € (inkl. 19% MwSt)
Nettobetrag: 119 € ÷ 1,19 = 100 €
10.3.6 Prozentrechnung vom verminderten Grundwert (im Hundert)
Wenn der Preis nach Abzug eines Rabatts gegeben ist:
Beispiel: 80 € nach 20% Rabatt
Ursprungspreis: 80 € ÷ 0,8 = 100 €
🎯 Zusammenfassung Lernfeld 3
Du hast die wichtigsten Themen rund um den Kassenbereich gelernt:
💰 Kassenservice
Professioneller Umgang mit Kunden, Anforderungen an Kassenpersonal
⚖️ Rechtliches
Kaufverträge, Geschäftsfähigkeit, Rechtsgeschäfte
💳 Zahlungsarten
Bar, Karte, kontaktlos - alle Zahlungsmethoden kennen
🖥️ Kassensysteme
Moderne Technik, Warenwirtschaft, Kassenabrechnung
🧮 Rechnen
Dreisatz, Durchschnitt, Prozentrechnung für den Kassenalltag